Samstag, 26. April 2014

Marktplatz



Unser Marktplatz ...

 

 

... kann ja sehr unterschiedlich angesehen werden



























Position eins: Die Sicht einer Krimiautorin, die seit 14 Jahren in Baden-Baden lebt.

"... Lea... wunderte sich wohl zum hundertsten Mal, warum ausgerechnet der Marktplatz, der eigentlich das soziale und kulturelle Zentrum einer jeden Stadt sein sollte, so weit ab von jedem Leben und Treiben seiner Bewohner lag. Wer tat sich das schon freiwillig an und kletterte den Berg hinauf für nichts außer Ruhe? ...
Marktplatz? Lächerlich...
Sakrale Grabesstille hing über der öden Pflasterfläche, die nur ein Mal, beim Nato-Gipfel im Frühjahr 2009, aus ihrem Dornröschenschlaf gerissen worden war. Damals hatte man auch noch die letzten Laubbäume ausgemerzt, um für US-Präsident Barack Obama und Kanzlerin Angela Merkel ausreichend Platz für die obligatorische militärische Ehrenformation zu schaffen. Die Zeremonie hatte nur wenige Minuten gedauert, aber seitdem war der Platz nicht nur tot, sondern auch kahl..."
Aus: Rita Hampp, "Baden-Badener Roulette", Kriminalroman, Emons-Verlag.

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Positon zwei: Die Sicht der Baldreit-Stipendiatin Inka Bach, die 2013/2014 die Stadt ein halbes Jahr mit "Blick von außen" erforschte:

"Der Marktplatz von Baden-Baden gehört zu meinen Lieblingsplätzen. Es ist ruhig dort und (wenn die Sonne denn scheint) bis spät in den Abend sonnig. Dort sitze ich gern im Sonnenuntergang auf der runden Bank um den Baum vor der Kirche, mit dem Blick zur Hirschgasse. Ich trinke ungestört meinen Milchkaffee und lese. Wenn ich Badenern von meiner runden Bank erzähle, gucken sie mich meist verwundert an und sagen, sie kennen dort keine Bank. Sie würden auf dem Marktplatz immer nur parken."
Inka Bach: "Kunst, Kaviar und Kamelien", Baden-Badener Kolumnen, Rendezvous Verlag



Anmerkung: Stimmt, liebe Inka Bach. Ich bin eigens noch einmal hochgestiegen zum Marktplatz, um den Baum und die Bank zu suchen. Sie sind tatsächlich da. Ansonsten ist der Platz aber immer noch groß und leer und grabesstill. Vielleicht ändert sich das bald, wenn die Baustelle abgeschlossen ist und dort ein Straßencafé eröffnet. Vielleicht zieht dann doch etwas mehr Leben auf den Platz. Er hätte es verdient. Das Büchlein mit den Kolumnen ist übrigens lesens-, liebens- und verschenkenswert.

Mehr über Inka Bach im Autorenlexikon Literatur Port: Klick