Dienstag, 16. Dezember 2014

Thermalwasser (3)


Die unendliche Geschichte des Thermalwassers ...

Wilfried Müller-Kaul platzt der Kragen:
"Ist bald ganz Baden-Baden geschlossen?" 





Wilfried Müller-Kaul ist ein ruhiger, friedfertiger Zeitgenosse. Seit 1945 wohnt der gelernte Physiker und anerkannte Hoechst-Manager mit Unterbrechungen in Baden-Baden, schon sein Vater pilgerte einst jeden Abend zur Fettquelle, um dort sein Wässerchen zu trinken.

Jahrzehnte später - er war inzwischen für den Ruhstenad wieder ganz nach Baden-Baden zurückgekehrt - merkte Müller-Kaul auf einmal auf seinen regelmäßigen Spaziergängen durch die Stadt, dass mit den Brunnen etwas nicht stimmte. "Zuerst habe ich gedacht, die reparieren wirklich nur etwas", erinnert er sich. Umso erboster war er, als er geraume Zeit später feststellte, dass die Thermalbrunnen nicht repariert werden, sondern wegen einer neuen Heilwasserverordnung zwecks Entarsenierung auf unbestimmte Zeit aufs Trockene gelegt worden sind.

Lesen Sie hierzu meine Blogeinträge

vom 17. April 2014 "Alle Brünnlein.." => KLICK

vom 8. Oktober 2014 "Thermalwasser-Tragödie" => KLICK

vom 29. Oktober 2014 "Die unendliche Zeit der Dürre" => KLICK

Seitdem wartet er, dass das Wasser wieder plätschert. Und wartet. Und wartet.

Immer wieder seien die Bürger in der Vergangenheit vertröstet worden, schimpft er.

Hierzu eine kleine Chronologie, die FDP-Fraktionsvorsitzer Rolf Pilarski auf seiner Facebook-Seite zusammengefasst hat.


Auf Pilarskis Initiative brachte auch die FAZ am 17. November 2014 einen Artikel über die Misere => KLICK

Und hier wurde wieder ein neuer Termin genannt: "Anfang 2015 könnte die Herstellungserlaubnis vorliegen", wird ein Sprecher des für die Erlaubnis zuständigen Regierungspräsidiums Tübingen zitiert.

Müller-Kaul glaubt langsam nicht mehr daran. "Das Thermalwasser gehört zu Baden-Baden", sagt er. "Ein Baden-Baden ohne Thermalquellen ist nicht darstellbar, und das heißt: Keine Thermalquelle, kein Baden-Baden!"




Dass Reiherbrunnen, Fettquelle und der Brunnen in der Trinkhalle wegen dieser bürokratischen Querelen seit bald zwei Jahren abgestellt sind, macht ihn regelrecht zum Wutbürger. Seit Wochen zerbricht er sich den Kopf, was wohl wirklich hinter dieser ganzen Aktion stecken könnte - vergeblich. Am liebsten würde er den merkwürdigen, irreführenden Hinweiszettel, der seit Monaten am Reiherbrunnen hängt, um einen eigenen, allegorischen Aushang ergänzen: "Baden-Baden ist ab 1. Januar 2015 geschlossen".




Aber Wilfried Müller-Kaul ist ja ein besonnener Mensch, und so griff er zu einem Mittel, das besser zu ihm passt: Er nutzte die gestrige Stadtratssitzung, um öffentlich eine Bürger-Anfrage zu stellen. Und siehe da: Oberbürgermeisterin Margret Mergen war ganz auf seiner Seite. "Es wäre mir sehr lieb, wenn das Wasser bald wieder fließen würde", sagte sie. Seit Monaten dränge sie darauf. Mittlerweile sei die Herstellung genehmigungsfähig. Eine Probe sei am 18. November entnommen worden und nun müsse das zuständige Regierungspräsidium in Tübingen seine Hausaufgaben erledigen. Diese Woche noch solle die vorläufige Endabnahme stattfinden, dann sollte einer Genehmigung nichts mehr im Wege stehen. Sie rechne im Januar oder Februar 2015 damit, wolle sich aber trotzdem gleich im neuen Jahr mit dem zuständigen Regierungspräsidenten treffen, um zu untermauern, wie wichtig der Stadt Baden-Baden das Thema Thermalwasser ist.



Anmerkung: Nun denn. Warten wir also weiter. Auf den Februar. 2015. Das wäre ja ein passender Termin für diese Burleske. Pünktlich zum Ende des Faschings könnten die Gemeinderäte dann ja am Aschermittwoch vielleicht im Reiherbrunnen oder in der Fettquelle ihre Geldbörsen auswaschen, um - einem alten Glauben zufolge - neues Geld in den Stadtsäckel zu spülen. Nötig hätte er es.