Montag, 5. Januar 2015

Thermalwasser (4)



Baden-Baden weiter ohne Thermalbrunnen
... und warten, warten, warten ...





Wenn es nicht so grotesk wäre, könnte man lachen: Lügen, Pech und Pannen begleiten nun schon seit zwei Jahren das Drama um die bürokratische Zwangspause an den Thermalbrunnen in der Stadt. Und immer noch ist kein Ende in Sicht.

Seit zwei Jahren wartet die Stadt, die ihren Wohlstand und ihren Ruf den Thermalquellen verdankt, darauf, dass irgendein Bürokrat sich ein Herz fasst und zumindest mittels einer Übergangslösung die Brünnlein wieder fließen lässt. Sie sind aufgrund eines rein bürokratischen Aktes stillgelegt worden, als man seitens des Landes Baden-Württemberg eine Zertifizierung für die  "arzneimittelrechtlichen Herstellungserlaubnis" beantragt hatte. Denn es wurde festgestellt, dass das seit Jahrtausenden heilende Wasser Arsen in einer Konzentration enthält, die nach heutigen Vorschriften nicht mehr zulässig ist und daher verringert werden muss. Rund eine Million Euro haben das Land und die Carasana GmbH seitdem in die Entarsenierung investiert, vor über einem Jahr hieß es bereits, alles sei nun wieder in grünem Bereich und warte nur noch auf die Zulassung durch das zuständige Regierungspräsidium.

Mitnichten! Plötzlich erfährt der erstaunte Bürger Baden-Badens, dass erst Ende des Jahres 2014 ein Termin für eine "Endabnahme" terminiert worden sei. - Was auch immer sich hinter diesem Terminus verbirgt!

Oberbürgermeisterin Mergen hatte noch am 15. Dezember 2014 auf Bürger-Anfrage von Wilfried Müller-Kaul  im Gemeinderat erklärt:

Eine Probe sei am 18. November entnommen worden und nun müsse das zuständige Regierungspräsidium in Tübingen seine Hausaufgaben erledigen. Diese Woche noch solle die vorläufige Endabnahme stattfinden, dann sollte einer Genehmigung nichts mehr im Wege stehen. Sie rechne im Januar oder Februar 2015 damit, wolle sich aber trotzdem gleich im neuen Jahr mit dem zuständigen Regierungspräsidenten treffen, um zu untermauern, wie wichtig der Stadt Baden-Baden das Thema Thermalwasser ist.

Und heute lesen wir also im Badischen Tagblatt, die "Endabnahme" sollte am 18. Dezember stattfinden, aber ausgerechnet an diesem Tag sei dann die zuständige Mitarbeiterin des Regierungspräsidiums Tübingen erkrankt... Immerhin gibt es einen Ersatztermin: Donnerstag, den 22. Januar 2015.

Und so warten wir weiter, und warten, und warten, und warten...

Ich persönlich finde es ja erstaunlich, wie geduldig die Baden-Badener Bürger und Stadträte (mit nur einer Ausname) in dieser Angelegenheit sind.

Allmählich fragt man sich, was wohl wirklich hinter dem ganzen Debakel steckt!

Nachtrag (6.1. 2015): Es geht mir bei meiner Kritik übrigens nicht um den Krankheitsfall in Tübingen, sondern um die mangelhafte Öffentlichkeitsarbeit des Landes und der Carasana GmbH. Da könnte man wirklich einiges verbessern.




Hier die Chronologie des Dramas:

Meine Blogeinträge

vom 17. April 2014 => KLICK

vom 8. Oktober 2014 => KLICK

vom 29. Oktber 2014 => KLICK

vom 16. Dezember 2014 => KLICK

Die nun schon wieder unvollständige Chronologie von Stadtrat Rolf Pilarski (FDP), der sich als einziger Stadtrat öffentlich für das Thema interessiert und am 29. Oktober 2014 diese Aufstellung auf facebook postete:



In einem Schreiben der Oberbürgermeisterin Margret Mergen an Pilarski vom 22. September 2014 heißt es unter anderem:
"Die Carasana-Bäderbetriebe GmbH hat die Brunnen im Frühjahr 2013 außer Betrieb genommen, um die notwendigen Sanierungsmaßnahmen an der Versorgungsanlage und dem Verteilersystem durchführen zu können. Diese waren erforderlich, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Inzwischen wurden verschiedene Verbesserungen durch z.B. den Einbau eines neuen Hochbehälters und die Reinigung der Rohrleitungen abgeschlossen."

Pilarski kritisiert in einer Mail seiner Partei an die Carasana Bäderbetriebe am 1. Dezember 2014:
"Meine Nachforschungen führten im November sicher zu der Erkenntnis, dass Ihr Unternehmen, die Carasana Bäderbetriebe GmbH, erst für die Monate November oder Dezember 2014 den Behörden gegenüber die Abnahmebereitschaft angezeigt haben. Mit anderen Worten: Erst jetzt sollen die technischen Voraussetzungen für die Prüfung durch das Regierungspräsidiums von Ihrem Unternehmen geschaffen worden sein."

Und er stellt die Frage:
"Durch den Risikobericht zum Jahresabschluss 2012, beschlossen durch die Gesellschafterversammlung vom 03.07.2013 wurde veröffentlicht, dass für die Carasana aufgrund von Personalfluktuationen die "Gefahr einer suboptimalen technischen Führung der Gesellschaft" besteht. Hängt dieser Umstand damit zusammen, dass unsere Brunnen solange außer Betrieb sind?"