Mittwoch, 18. März 2015

Aktiv Brücke


Aktiv Brücke




"Aktiv Brücke" heißt eine neue Gruppe für ehrenamtliche Flüchtlingshelfer in Baden-Baden. Ihr Ziel ist es, neue Aufgaben und Projekte in der Flüchtlingsarbeit zu koordinieren und die Asylbewerber bei Integrationsprozessen zu begleiten und zu betreuen.

Die Gruppe soll neben den bereits bestehenden, sehr guten Strukturen wie

"Begrüßungsgruppe" => KLICK

"Café Kontakt" => KLICK

und "Sprachkursen" => KLICK

eine eigenständige vierte Säule und Ergänzung in der Hilfe für die Asylbewerber sein.

Gründungskern der Gruppe: Samuel Mottaki, Mirjam Zumkeller, Karin Völkner, Uli Beier, Eberhard Blaschka (v.l.)

Viele Flüchtlinge können mittlerweile ein bisschen Deutsch, und ihr Interesse und die Neugier für das Leben außerhalb des Heimes, vor allem in der Westlichen Industriestraße, wächst. Deshalb sollen sie mit unterschiedlichen Sport- und Freizeitangeboten dabei unterstützt werden, mehr Kontakt zu den Menschen in Baden-Baden zu bekommen und sich vor allem auch mit Gleichaltrigen auszutauschen.

"Aktiv-Brücke" kommt direkt aus der Praxis, haben doch mehrere Migranten aus der Stadt aus eigener Erfahrung an dem Konzept mitgewirkt. Der Initiator der Gruppe, Samuel Mottaki, stellte die Idee letzte Woche erstmals vor.


Small talk


"Die Leute sitzen vormittags mit Begeisterung in dem tollen Sprachunterricht, aber danach gehen sie wieder auf ihre Zimmer, sind mit ihren Landsleuten zusammen und reden den restlichen Tag in ihrer eigenen Sprache", ist ihm zum Beispiel aufgefallen. Es fehle ein Baustein, nämlich das unermüdliche Praktizieren dessen, was man vormittags gelernt habe. Wo aber soll man es anwenden? Im Alltag? Beim Einkaufen vielleicht? Aber in den Geschäften schaltet man oft ohne bösen Willen auf Zeichensprache, um es den Asylbewerbern leichter zu machen.

Hilfreich wären also Freiwillige, die mit zwei, drei Lernwilligen "small talk" machen möchten – wo und wie auch immer, zum Beispiel irgendwo bei einer Tasse Tee oder auf einem Spaziergang oder...


Mobilität


Nächstes Problem: Die Leute aus der Westlichen Industriestraße hinterm Bahnhof würden gern am Fußballtraining in Lichtental oder an Singstunden der Gesangvereine im Stadtgebiet teilnehmen, aber der Bus ist zu teuer, der Weg zu Fuß sehr lang. Lösung: Ein Fahrdienst, möglichst organisiert von einer größeren Gruppe Ehrenamtlicher, die dann vielleicht einmal im Monat mit dem eigenen Auto einen Hin- oder Rücktransport übernehmen könnten. So wäre niemand mit der Aufgabe überfordert.


Kultur


Es besteht die Möglichkeit, dass die Schutzsuchenden vom Segen der Kulturloge (kostenlose Vergabe nicht verkaufter Tickets für Konzerte an Interessierte mit geringem Einkommen) teilhaben können, aber es fehlt jemand, der sie mitnimmt und ihnen alles zeigt.



Basteln/Malen


Es gibt traumatisierte Frauen in der Unterkunft hinterm Bahnhof, die sich nicht aus ihren Zimmern trauen. Die würden gerne wenigstens am Basteln, Malen oder an Gymnastikstunden teilnehmen. Wer (möglichst Frauen) bietet ihnen solche Kurse an, bzw setzt sich mit ihnen an einen Tisch?


Einkaufen


Oder wer nimmt ein, zwei Asylbewerber einmal mit in die Geschäfte und bespricht mit ihnen, welche Produkte auf dem Markt sind, welche gut oder weniger gut sind, wie man das Kleingedruckte liest und wie es mit einem Preisvergleich aussieht?


Vereinsleben


Wo findet Integration besser statt als innerhalb eines Vereins? Manche Vereine wären froh um Nachwuchs - aber wer vermittelt die Kontakte?

Wie gerade Vereine selbst einer Zusammenarbeit profitieren können, hat der Gesangverein Concordia gerade erlebt: Hier ein begeisterter Kommentar auf Facebook:

"Gestern Abend waren mit Benjamin, Franca und Akilelo drei Asylsuchende zu Gast in unserer Chorprobe. Es war fantastisch zu erleben, wie sie sich bei uns wohlfühlten und wie groß die Freude in unserem Chor war, dass die drei mit uns gesungen haben. Ab sofort singen wir Montags immer zusammen und am Donnerstag ist Chorprobe in der Industriestraße!!!"


Ausgehen/Freizeit


Wichtig ist für viele auch einfach nur Kontakt zu Gleichaltrigen, denn der Großteil der Asylbewerber in Baden-Baden ist zwischen 20 und 30 Jahre alt. Schon ein kleiner Ausflug zum Merkur hat große Wirkung!


Arbeiten


Eine Herzensangelegenheit ist Samuel Mottaki auch eine Art "Arbeitsplatz-Coaching", mit dem die Asylbewerber in einer Art "Personal Training" für Praktikum, Ausbildung oder Arbeitsplatz fit gemacht werden können. Vielleicht geht es dann noch etwas schneller mit der Vermittlung der Flüchtlinge in Arbeit und Brot. Genau das ist es nämlich, was sie sich selbst am sehnlichsten wünschen.


*


Interessierte Mitstreiter werden derzeit gesucht und sind herzlich willkommen. Die Projekte sollen auf mehrere Schultern verteilt werden, so dass sich diese Gruppe speziell auch an Baden-Badener richtet, die wenig Zeit haben und / oder sich nicht an regelmäßige Aufgaben binden wollen.


Bei Interesse können Sie auch direkt Kontakt aufnehmen:

Ansprechpartner
Samuel Mottaki
Mail: aktiv@mottaki.de

Hier geht es zur Webseite der "aktiv Brücke" => KLICK





Mehr Informationen, Termine und Reportagen zum Thema Asyl in Baden-Baden finden Sie hier => KLICK