Donnerstag, 19. März 2015

Willkommensfest (4)



Black and White
Hand in Hand





Das Programm für das Willkommensfest für, von und mit den Asylbewerbern am Samstag, 21. März, in der Festhalle Oos steht – so ziemlich...

Los geht es um 15 Uhr mit dem Einlass. Im Foyer können sich alle Interessierten über die verschiedenen Hilfsangebote in der Flüchtlingshilfe Baden-Baden informieren. Vielleicht wird der eine oder die andere animiert, auch einen Teil zur Integration der Schutzsuchenden beizutragen – man muss sich nicht auf Wochen oder Monate zur Mitarbeit verpflichten, schon ein kleines Zeichen des Willkommens reicht vollkommen aus. Dafür wird es eine „Börse des guten Willens“ geben.

Kaffee und Kuchen werden natürlich nicht fehlen. – Kuchenspenden werden noch gern entgegengenommen (möglichst keine Sahnetorten).

Ab 15.30 Uhr beginnt das große, bunte Festprogramm mit einer Begrüßung durch unsere Oberbürgermeisterin Margret Mergen, die die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernommen hat. Es folgen Liedvorträge, kleine Sketche der Asylbewerber, Grußworte, Auftritt einer afrikanischen Kindertanzgruppe und Musik, Musik, Musik...

Um 18 Uhr schließlich öffnet die Küche ihre Türen und es werden internationale Speisen aus aller Herren Länder aufgetischt.

Für den ganzen Tag gilt: Getränke werden zu einem günstigen Preis ausgeschenkt, für Kuchen und internationale Gerichte wird um einen Beitrag in die Spendenkasse gebeten, damit die Kosten der Zutaten gedeckt werden können.

Ab ca. 19.15 Uhr gibt es eine Übersicht über die Angebote der verschiedenen Flüchtlingshilfen in der Stadt, und die kürzlich gegründete Initiative „Aktiv Brücke“ => KLICK wird sich vorstellen. Das Ende ist für 20 Uhr geplant.

Bitte beachten: Es wird nicht ausreichend Parkplätze geben. Bitte kommen Sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. 

Und nun... eine kleine Kostprobe gefällig?




Einen Programmpunkt darf ich heute schon vorstellen – und ich kann versprechen: Das wird Gänsehaut pur!

Es wird ein gemischter Chor auftreten, „Black and White Together“, in dem sich ganz spontan in den letzten Tagen sieben Asylbewerber aus Togo, Gambia und Nigeria mit Jungen und Mädchen der zehnten Klasse der Klosterschule vom Heiligen Grab zusammengefunden haben.





Vorbereitungszeit? Nahe Null! Entsprechend gespannt sind heute alle. Die erste und einzige gemeinsame Probe steht an. Treffpunkt: Musikzimmer der Klosterschule vom Heiligen Grab.

In den letzten Tagen kam leichte Skepsis auf: Nehmen die Afrikaner die hohe Hürde mit dem sperrigen deutschen Text? Sie dürfen ihn natürlich vom Blatt ablesen, aber werden sie die ungewohnten Laute überhaupt herausbekommen? Und werden sie dranbleiben oder irgendwann doch die Lust verlieren?




Wir treffen uns vor dem Haupteingang der Klosterschule. Pünktlich und gut gelaunt. Mitten drin: Diplom-Theologe Stefan Lutz-Bachmann, der die Idee für den Chor hatte und der bis vor einem Jahr Religions- und Deutschlehrer an der Schule war. Wie beliebt er gewesen ist, merkt man gleich, denn viele ehemalige Schüler bleiben stehen und wollen wissen, wie es ihm geht.

Ob er den Ruhestand genieße, will eine Schülerin wissen und muss selber lachen, wenn sie ihn so ansieht. Hier steht ein typischer tatkräftiger Vertreter des Unruhe-Stands, und das ist wörtlich gemeint: Als Sprecher des Bündnisses „Baden-Baden bunt statt braun“ ist er zusammen mit der Kampfkunstkampfakademie Mitorganisator des großen Willkommensfestes am Samstag in Oos.




In den letzten Tagen hat er mit den sieben Asylbewerbern im Vincentiushaus eifrig den deutschen Text gepaukt, der selbst für ungeübte Deutsche schwierig wäre! Schließlich geht es um die schönsten Jungfrau, um goldnes Geschmeide und gewaltige Melodei, oder um nächtlichen Schatten, finstere Kerker und Schranken, die zerrissen werden, und schließlich – auf Englisch – um die Hymne der Bürgerrechtler: „We shall overcome“ (Dazu Wikipedia => KLICK) - auch das nicht gerade leicht für die Leute aus Afrika, die zum großen Teil - wenn überhaupt eine europäische Sprache – dann Französisch beherrschen.

Als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, nehmen die Gäste im Musikzimmer Platz und ziehen die Zettel mit ihren Texten aus den Taschen. Auch Musiklehrer Lothar Pelz macht nicht viel Aufhebens um die Neuen, sondern schlägt gleich auf dem Klavier die Töne an. Denn noch kennen die Gäste die Melodie der einstudierten Texte nicht, und sie haben nur diese eine Stunde, sich damit vertraut zu machen.




Der erste Akkord erklingt. Ein bisschen Einsingen, dann das erste Lied: „Die Gedanken sind frei“. Als hätten sie nie etwas anderes gesungen, stimmen die Gäste ein. Selbst der Text für das zweite, textlich ungleich schwierigere Lied „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten (Loreley)“, geht ihnen gut von den Lippen. Sie meinen es wirklich ernst mit ihrem Beitrag zum Fest!

Und auch die Schüler und Schülerinnen der zehnten Klasse, mit denen sie gemeinsam auftreten werden, sind mit Feuereifer dabei. Beim dritten Lied, „We shall overcome“, gibt es dann allerdings Irritationen: Bei Strophe drei gefällt den afrikanischen Gästen etwas nicht, es holpere im Text, sagen sie: „Da ist eine Silbe zuviel.“ Es dauert eine kleine Weile, bis alle verstehen, was gemeint ist, und dann -  wird der Text eben geändert, ganz einfach! Aus „today“ wird ein „now“, und alle sind zufrieden.




Lehrer Pelz holt das Bandoneon (ein Handzuginstrument, das in Deutschland entwickelt wurde und als DAS Insturment für den Tango gilt, siehe auch Wikipedia => KLICK) heraus, weil ihm am Samstag in Oos natürlich kein Klavier zur Verfügung stehen wird. Die Sänger aus Nah und Fern wechseln ebenfalls die Stellung, es wird ein bisschen hin- und hergeschoben, bis alle in wirklich bunter Reihe stehen. 
 



Und noch einmal von vorne.

Tadellos! Das Fest kann kommen.

Aber halt! Ganz zum Schluss haben die Gäste aus Afrika noch eine Frage, die nicht ganz unberechtigt ist. „Wo müssen wir denn am Samstag überhaupt hin?“, fragen sie ratlos. Aber da wenden sie sich ja genau an den Richtigen: Auch das wird Stefan Lutz-Bachmann hinbekommen, ganz bestimmt!

Und außerdem: Die Asylbewerber sind ja nicht hilflos. Sie haben den beschwerlichen Weg von Afrika nach Deutschland gemeistert - da werden doch wohl die Festhalle Oos finden! Wir sehen uns! See you!





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... und noch ein Programmpunkt: Das Fotoexperiment "Grenzen überwinden" von Stefan Wolf => KLICK





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Hier geht es zum Willkommensfest am 21. März, 15 Uhr, in der Festhalle Oos => KLICK