Samstag, 16. Mai 2015

Heinz Mack (2)


Heinz Mack
Licht Schatten



"Ende der 50er Jahre war ich verzweifelt“, erinnerte sich Heinz Mack gestern an die Ursprünge einer neuen Kunstrichtung, die er mit zusammen mit Otto Piene erfand, und die nach diesem persönlichen Nullpunkt als „Zero“ für Furore sorgte. Später geriet die "Zero-Gruppe"  etwas in Vergessenheit, feiert aber zurzeit international eine vehemente Wiederauferstehung: Ausstellungen im Guggenheim New-York, im Gropiusbau in Berlin und nun eben - als Einzelausstellung zu Ehren von Heinz Mack: im Burda-Museum Baden-Baden.


Bei der Ausstellungseröffnung von links: Frieder Burda, Heinz Mack, Kurator Helmut Friedel

Man muss sich in die damalige Zeit zurückversetzen, um das Bahnbrechende der Zero-Künstler zu verstehen.

Dazu schreibt Katharina Winterhalter, Redakteurin bei der Main-Post in Würzburg, über die große Zero-Ausstellung, die zur Zeit im Gropius-Bau in Berlin zu sehen ist:


"Es muss eine trostlose Zeit gewesen sein in den ersten Nachkriegsjahren. Viele Städte lagen in Trümmern, die meisten Menschen versuchten zu verdrängen, was geschehen war, an den Hochschulen lehrten noch die alten Nazi-Professoren. 1950 lernten sich Heinz Mack und Otto Piene an der Düsseldorfer Kunstakademie kennen. Es gab keine Bücher, kaum Material. „Wir wussten nicht, was in der Welt vor sich geht“, sagt Mack heute. Es herrschte nicht nur ein materielles, sondern auch ein intellektuelles Vakuum. Sieben Jahre lang versuchten die beiden Studenten, möglichst viel zu lesen, zu lernen, zu sehen. Bis sie erkannten, dass es alles, was sie künstlerisch ausprobierten, schon gegeben hatte. Ihr Ausweg: sich von allem lösen, zurück zum Anfang gehen, auf null sozusagen.
Von diesem Moment an schien vieles möglich: Nägel in Holz schlagen, die Leinwand aufschlitzen, nur noch mit Weiß, mit Feuer oder mit Licht malen. Galerien gab es noch kaum, also organisierten Mack und Piene Ausstellungen in ihren Ateliers, die nur einen Abend lang zu sehen waren. Und gründeten, um ihre Idee zu verbreiten, eine Zeitschrift, der sie am 26. September 1957 den Namen „ZERO“ gaben: kurz, griffig und so vieldeutig, dass er schnell zum Namen der neuen Kunstbewegung wurde, die sich nicht nur in Düsseldorf, sondern parallel dazu an verschiedenen Orten in Europa entwickelte. Auch in Frankreich, Italien, den Niederlanden oder in der Schweiz experimentierten junge Künstler mit Licht und Bewegung, mit Performances und Installationen. Und überall entstanden, als radikalste Form der Reduzierung, weiße Bilder."
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Heinz Mack ergänzte und vertiefte dies gestern anlässlich seiner Werkschau in Baden-Baden: „Es war einfach schon alles gemalt. Die Zeit der Tafelbilder schien vorbei, ein weißes Quadrat auf weißem Untergrund schien das Ende der Malerei zu sein“. Was sollten also junge Künstler noch „neu“ machen?
 
Manche reagierten radikal: Lucio Fontana zum Beispiel zerschnitt eine Leinwand (und landete so als erstes Werk in der Sammlung Frieder Burda)



Heinz Mack und Otto Piene grübelten: Wie sollte es nur weitergehen? „Es ist doch alles gemalt, alles entschieden“, stellten die jungen Künstler erschrocken fest.

 Wir sagten uns, dass wir die drei Jahre Studium wieder vergessen mussten. Das war eine ganz wesentliche Erkenntnis: Alles, was du bis jetzt gelernt hast, ist möglicherweise gar nicht für deinen künftigen Lebensweg sinnvoll, das musst du wieder verwerfen. Du musst wieder ganz von vorn anfangen.“
 erklärte Heinz Mack kürzlich in einem Interview in der Zeit =>KLICK 

Mack fand damals seinen Weg: Er entschied sich für das Relief und griff, um von der Leinwand loszukommen, zu Holzsplittern, die er weiß tünchte.  
 




Sein Studienkollege und Mitbegründung der "Zero-Kunst", Otto Piene, ging einen anderen Weg, er machte sich einen Namen mit Licht- und Feuerkunst sowie Sky-Art-Aktionen  (hier der Link zu Wikipedia => KLICK) und hier ein Bild von ihm aus der Sammlung Frieder Burda:




Wenig später stieß Günther Uecker (hier ein Link zu Wikipedia =>KLICK ) zu ihnen  und griff zu Nägeln. Hier ein Werk von ihm aus der Sammlung Frieder Burda:



 
Aber kommen wir zurück zu Heinz Mack!
Macks frühe Bilder, Dynamische Strukturen genannt, sind auf Schwarz- und Weißwerte reduziert und aus vertikal oder horizontal gefügten Geraden aufgebaut.


Später folgen Lichtreliefs aus gepressten Metallfolien, Plexiglas und Aluminium.

 
Um 1960 entstanden zudem die ersten sogenannten Rotoren: Einzelne Elemente mit Reliefstrukturen wurden mittels Motoren bewegt.



Durch die plastische Struktur der Oberflächen und die unterschiedliche „Lichthaftigkeit“ der Materialien wird das einfallende Licht reflektiert, absorbiert und gestreut.







Die Ausstellung zeigt Werke aller Schaffensphasen des Künstlers und wurde in enger Zusammenarbeit mit Heinz Mack entwickelt.
 


 Was sich so theoretisch anhört, muss man gesehen haben!



Wie sagte Heinz Mack so schön: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit meinen Arbeiten Freude habe und nicht nur Probleme sehen!“ In diesem Sinne: Viel Spaß!


Eintritt 12 Euro, täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Montag Ruhetag.




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