Freitag, 30. Oktober 2015

Li Songsong


Begeisternde Ausstellung in der Kunsthalle:
Wuchtige Pinselstriche
und zerstückelte Motive




Begeisterung und Stolz waren gestern fast mit den Händen zu greifen, als das Team der staatlichen Kunsthalle der Presse vorab die neue Ausstellung mit Werken von Li Songsong präsentierte. Kunsthallenchef Johan Holten und Kurator Hendrik Bündge konnten es kaum erwarten, den ersten Besuchern die 30 Arbeiten des ambitionierten Künstlers zu zeigen.




Und ihre Begeisterung war absolut ansteckend und berechtigt! Wie der 1973 in Peking geborene Maler aus chinesischer Perspektive auf historische Ereignisse der Gegenwart blickt, ist außergewöhnlich. Der Künstler greift auf historisch bedeutende Fotografien aus Zeitungen und Zeitschriften zurück und verfremdet sie mit wuchtigen Pinselstrichen und übereinander geschichteten Bildausschnitten. Häufig wird ein Motiv zerstückelt, indem Li Songsong es in rechteckige Felder unterteilt, die er dann wiederum einzeln auf Leinwände oder Aluminium überträgt. Zentnerschwer können die Werke dadurch werden, so dass auch die Kunsthalle bei der Installation der Werke an ihre Grenzen stieß: Sieben Mann waren beispielsweise nötig, um eines der Bilder zu heben, entsprechend niedrig hängt es nun. „Höher ging einfach nicht.“

Dem Betrachter fällt das natürlich nicht auf, er wird schon beim ersten Betreten des großen Saales gefangen genommen von der Wucht und Ausdrucksstärke der Werke. Man muss sich beherrschen, die Bilder nicht anzufassen – auch das ist tatsächlich bei einem der Bilder geschehen, als die Farbe noch nicht trocken war. Die Spuren kann man heute noch sehen, wenn man die Stelle kennt. 

 

Vor allem Kurator Hendrik Bündge war und ist mit Recht stolz auf diese Ausstellung, die ohne ihn wohl nicht nach Baden-Baden gekommen wäre. Bereits 2006, als er noch ostasiatische Kunstgeschichte studierte, war ihm der Künstler im Rahmen einer größeren Gruppenausstellung in der Hamburger Kunsthalle aufgefallen. „Seine Gemälde bewegten mich, sie waren so subtil, überhaupt nicht schreierisch und zeigten viel Reflexion über die chinesische Geschichte“, sagt er. 




Die Bilder ließen ihn nicht mehr los, er recherchierte, landete bei einer kleinen Galerie in Aschaffenburg, die ihn prompt einlud, zwei Wochen später zu kommen, um den Künstler höchstpersönlich kennenzulernen. Wenig später führte ihn eine studentische Exkursion nach Peking, und er verbrachte einige Tage im Studio Li Songsongs.

2008 habe er sogar mit dem Gedanken gespielt, Bausparverträge aufzulösen, um eine Papierarbeit des Künstlers zu erstehen, die damals im Wert von - für einen Studenten - schwindelerregenden 10 000 bis 15 000 Euro auf dem Markt waren. Damals hatten ihn seine Eltern gerade noch davon abhalten können. Umso glücklicher zeigte sich Bündge nun, als Kurator rund 30 Werke des Künstler ausstellen zu dürfen.




Diese erste institutionelle Einzelausstellung Li Songsongs wird in Kooperation mit dem Museo d'Arte di Bologna gezeigt; Li Songsong ist zudem der diesjährige „Artist in Residence“ im Brenners Parkhotel.



Heute um 19 Uhr wird die Ausstellung, die bis zum 7. Februar 2016 gezeigt werden wird, offiziell eröffnet; der Eintritt ist frei. Danach ist die Ausstellung Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 7 Euro.

Tipp: An Freitagen ist der Eintritt frei. Es gibt auch eine Audiotour.

Hier ein paar Kostproben aus der Ausstellung:






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Ein kleines Portrait über den Kurator der Ausstellung, Hendrik Bündge, finden Sie hier => KLICK