Dienstag, 1. Dezember 2015

Polizei-Statistik


Mehr Straftaten, aber nicht wegen Flüchtlingen

Um sieben Prozent haben sich zwischen Januar und Oktober 2015 die Straftaten in Baden-Baden erhöht. Das berichtete gestern Polizeipräsident Michael Gehri vom Polizeipräsidium Offenburg in der Sitzung des Gemeinderats. Bis Ende des Jahres rechne man mit rund 4500 Delikten. Zwar sei „jede Straftat eine zuviel“, allerdings sei die Erhöhung durchaus im Rahmen üblicher Schwankungen: 2012 habe es einen Tiefststand von 3700 Fällen gegeben, 2007 einen Höchststand mit 4 700. Also: „Alles im grünen Bereich“, betonte er denn auch, wenngleich die Statistik zurzeit über dem Wert in Rastatt, aber deutlich unter dem im Raum Offenburg liege.




Vor allem in den Bereichen einfacher (z.B. Laden-)Diebstahl, Kfz-Aufbrüche, Betrug und Drogenkriminalität sei ein Zuwachs festgestellt worden. Hingegen habe es weniger Taten im Bereich Raub, Körperverletzungen und Wohnungseinbrüche gegeben.

Die steigenden Flüchtlingszahlen trugen übrigens nicht zu einer Erhöhung der Statistik bei. Insgesamt wurden bis Oktober 259 Straftaten „mit Tatort Baden-Baden“ registriert, 40 davon betrafen ein Vergehen gegen das Asylverfahrensgesetz (ohne Ausweis unterwegs), 90 Fälle das leidige Thema Schwarzfahren. Bei echten Verbrechen betrug die Tatortquote weniger als eine Handvoll. Von den 212 Tatverdächtigen wohnten übrigens nur 70 in Baden-Baden, zwei Drittel kamen von außerhalb. Man könne also mit Fug und Recht sagen, dass die Kriminalität weit weniger zugenommen habe als der Zustrom der Flüchtlinge. Und: „Es gibt keinen Anhaltspunkt, dass Flüchtlinge krimineller sind als Deutsche.“

In diesem Zusammenhang stellte sich Gehri auch vehement gegen die haltlose Gerüchteküche gerade in den sozialen Medien im Internet. „Ich beschönige nichts“, betonte er, „das entspricht nicht meinem Berufsverständnis.“ Jene Gerüchte hätten nichts mit der Realität zutun, im Gegenteil, er unterstelle den Verbreitern regelrecht niedrige Beweggründe. Hier könne man nur versuchen, mit objektiven Informationen dagegen zu halten und gegen die Polemik Flagge zu zeigen.

Zur Sicherheitslage nach den Anschlägen von Paris konnte er die Bevölkerung beruhigen: Es habe sich an der Situation in Deutschland nichts geändert, es gebe überall, auch in Baden-Württemberg, weiterhin eine hohe Bedrohungslage, aber keine konkreten Hinweise auf ein Anschlagsszenario.

Die Personaldecke allerdings sei angespannt. In Baden-Baden habe man zwar eine „Haushalts-Sollausstattung“ von 86 Stellen (also ein Plus von 2), in der Realität bedeute dies aber für das Polizeirevier in Baden-Baden unter Berücksichtigung von Mutterschutz, Elternzeit und Krankheitsfällen eine Personalstärke von netto 72,5. Im Bereich der subjektiven Polizeipräsenz gab Gehri daher ein Verbesserungspotential zu, gerade im Hinblick auf zum Beispiel Fußstreifen in der Fußgängerzone. Andererseits achte man eher auf objektive Sicherheit, indem man abends und nachts relativ unbemerkt in den Wohngebieten mit dem Streifenwagen unterwegs sei. Immerhin: Die Aufklärungsquote liege in Baden-Baden bei 64 Prozent, im Bereich des gesamten Polizeipräsidiums hingegen nur bei 60 Prozent.