Freitag, 4. März 2016

Kunsthalle - Geld


Landesausstellung "Gutes böses Geld"


Geld. Geld. GELD!

Wo kommt es her? Wo geht es hin? Manchmal pulverisiert es sich, manchmal verschwindet es virtuell, manchmal kann man aber auch darin wühlen...


Geldscheine aus Altpapier, 1923


oder es mit Füßen treten...




oder dreckige Socken für 20 000 Pfund verkaufen, wenn man Christoph Büchel heißt:




Seit 4000 Jahren gibt es Hinweise auf wirtschaftliche Systeme, seit weit mehr als zweieinhalbtausend Jahren gibt es Münzen als abstraktes Zahlungsmittel, und bildhaft wird Geld seit über 750 Jahren dargestellt. Wie – das dokumentiert die große Landesausstellung „Gutes böses Geld“, die ab morgen bis 19. Juni in Baden-Baden gezeigt wird.

Gestern lud Kunsthallendirektor Johan Holten (rechts) zusammen mit Theaterchefin Nicola Mey (links) und der Leiterin des Stadtmuseums Heike Kronenwett (2. von links)





zum großen Presserundgang ein, der in der staatlichen Kunsthalle begann und seine Fortsetzung - wie könnte es anders sein in Baden-Baden - im Casino und schließlich sein Ende im Stadtmuseum fand. Auch auf der Fieserbrücke kann man mit etwas Glück Geld finden – ein Zufallsgenerator spuckt ab und zu ein Eurostück aus (und will den Finder daran erinnern, dass man Geld ganz anders betrachtet, wenn es einfach so zum Geschenk wird), 


 

während man unterhalb des Casinos in der Kurhausgarage dabei zusehen kann, wie unter mächtigem Getöse Centstücke über Laufbänder und durch die Mühle gedreht werden – ein Experiment, denn niemand weiß, wie lange man dem Treiben zusehen kann, bis sich die 1- und 2-Centstücke in Staub aufgelöst haben. Symbolhaft hat der Künstler Benedikt Braun (der nur fürs Foto im Geld wühlt) Centstücke für sein Kunstwerk ausgewählt, deren Materialwert ohnehin größer ist als ihr Geldwert.




Schauplatz Kunsthalle


In der Kunsthalle werden Hinweise auf allererste Geldstücke gegeben, bemalte Buchdeckel aus dem Siena des Jahres 1264 dokumentieren die Entwicklung des italienischen Finanzwesens...



Lucas Cranach d.Ä. spricht mit erhobenem Zeigefinger von käuflicher Liebe zu Beginn des 16. Jahrhunderts … 


 

Der verlorene Sohn verliert sein Geld beim Spiel ...



ein Geldwechsler wird portraitiert ...




ein Steuereintreiber...




und Marktszenen zeugen davon, dass man das Geld vermutlich erfunden hat, um auf dem Markt Waren zu kaufen statt zu tauschen.






Der Bogen wird bis in die jüngste Zeit geschlagen: Andy Warhols 40 Two-Dollar-Bills sind ebenso zu sehen ...



wie Anspielungen auf den Auslöser der Bankenkrise, die Pleite von Lehman Brothers …




oder die Kritik „Macht Geschenke – Das Kapital“ von Christin Lahr, die seit 2009 jeden Tag einen Cent an das Bundesministerium für Finanzen überweist und als Betreff „das Kapital“ von Karl Marx als fortlaufenden Text zitiert. Voraussichtlich im Jahr 2052 wird auf diese Weise die Übermittlung des Werkes an das Finanzministerium abgeschlossen sein. Dazu gibt es übrigens am Sonntag, 6. März um 15 Uhr eine Performance in der Kunsthalle!




Es gibt noch viele andere Werke rund ums Geld in der Kunsthalle, 



alle zu würdigen, würde den Rahmen sprengen.



Schauplatz Casino


Symbolhaft herausgegriffen sei das Werk im Eingangsbereich, das Modell der Stadt Shanghai, das die Künstlerin Liu Jianhua aus Spieljetons aufgetürmt hat...



und Goldbriketts von Alicja Kwadeim im Kamin des Salon Pompadour.



Selbst im Untergeschoss, dort, wo man dem Automatenspiel frönen kann, stolpert man über Kunst und Geld





Schauplatz Stadtmuseum


Im Stadtmuseum dreht sich alles um das allseits bekannte und beliebte Monopoly-Spiel...








samt Spurensuche hin zu den wahren Anfängen dieses Spiels. 




Verknüpft werden die Exponate mit mehreren Fotoausstellungen, zum Beispiel zum Thema arm...



 und reich:



 

Schauplatz Theater


Auch das Theater Baden-Baden beteiligt an der Landesausstellung mit der „Wirtschaftskomödie“ von Elfriede Jelinek. Hier geht es zum Stück und den Terminen => KLICK



Anmerkung:
Diese Landesausstellung hat es in sich und sprengt mit all den verschiedenen Eindrücken, die Möglichkeiten einer umfassenden Berichterstattung. Allein der Presserundgang dauerte zweieinhalb Stunden, aber wenn man bedenkt, dass es zwei Jahre brauchte, die Ausstellung vorzubereiten, ist dies eigentlich nicht viel. Dennoch fordert ein Besuch der verschiedenen Austellungsstätten den Betrachter heraus. Wenn man sich Zeit lassen und die Werke in Ruhe studieren möchte – eine Audiotour macht es möglich, sich einzelner Bilder und Exponate besonders anzunehmen (Katalog kommt später nach) – sollte man viel Zeit einplanen! Locker könnte man einen ganzen Urlaubstag daraus machen: Vor- und nachmittags durch die beiden Museen schlendern, zwischendurch zu Mittag essen, evenutuelle auch einen Abstecher ins Burdameseum nebenan (mit der aktuellen Gerhard-Richter-Austellung => KLICK) einplanen, abends ins Theater gehen und den Tag dann im Casino ausklingen lassen … und dabei am Spieltisch ganz persönlich erleben, wie Geld kommen – aber auch wieder gehen kann.

Tipp:
Es liegt kostenlos ein informativer Ausstellungsführer aus, der sehr empfehlenswert ist!

Der Eintritt in Kunsthalle und Stadtmuseum kostet 7 Euro und berechtigt zum kostenlosen Besuch beider Häuser am selben Tag sowie eine Ermäßigung von 2 Euro für einen Besuch der „Wirtschaftskomödie“ im Theater. Für das Casino gelten die üblichen Einlassbedingungen (5 Euro Eintritt, Mindestalter 21 Jahre – Personalausweis!, gepflegte Kleidung). Umgekehrt erhalten Sie, solange die Ausstellung läuft, mit einer Theaterkarte für das Stück „Wirtschaftskomödie“ ermäßigten Eintritt in Kunsthalle und Stadtmuseum sowie einmalig freien Eintritt ins Casino.
Bitte beachten: Während der Landesausstellung gibt es freitags keinen freien Eintritt.

Allerdings ist heute Abend die Ausstellung für alle Interessierten kostenlos zugänglich. Beginn ist um 18 Uhr im Stadtmuseum, um 19 Uhr findet die offizielle Eröffnung durch Staatssekretär Jürgen Walter, Oberbürgermeisterin Margret Mergen und Kunsthallenchef Johan Holten statt, ab 20 Uhr kann die Ausstellung im Casino besucht werden, dort allerdings gegen den üblichen Casino-Eintritt.

Mehr Informationen über die Landesausstellung gibt es hier => KLICK