Samstag, 22. Oktober 2016

Burda - Kerze


Symbol der Freude und der Trauer
von der Geburt bis zum Tod

Gerade in der dunkler werdenden Jahreszeit und angesichts der Lebkuchenberge in den Supermärkten kann man Kerzenlicht im Geiste leicht mit „Advent“ verknüpfen. Wer so denkt, wird in der Ausstellung „Die Kerze“ im Museum Frieder Burda eines Besseren belehrt.



Die Kerze sei ein Symbol für die Dauer des Lebens, für erhellende Aufklärung im Zeichen der Vernunft, für einen Hoffnungsschimmer am Horizont, aber auch für ein latentes sexuelles Begehren“, sinnierten schon im Vorfeld die Texter der Presseeinladung. Kurator Helmut Friedel weitete das Thema zur Eröffnung vor zahlreichen Medienvertretern noch aus und sprach von der Kerze als einer Lebenslinie von der Taufe bis zum Tod, von einem Symbol für Festlichkeit auf Adventskränzen und Geburtstagstorten aber auch von einem Symbol der Trauer, bei Mahnwachen und als Ausdruck von Solidarität mit den Opfern nach Terroranschlägen oder Unglücksfällen.

Dieter Krieg - ohne Titel

Frank Bauer - Christians Geburtstag



Gavon Turk - Neon Candle



Jörg Immendorf - Bild mit Geduld


Karin Kneffel - ohne Titel


Oda Jaune - untitled


Die Ausstellung, die vor allem auch den Anspruch widerspiegelt, ein veritables Museum mit Anspruch auf ernsthafte Recherche seiner Werke zu sein, stellt das Herzstück der Sammlung Frieder Burda, Gerhard Richters legendäre „Kerze“ von 1982, in den zentralen Mittelpunkt. Eigentlich, so Helmut Friedel, sehe man hier eine ganz normale Haushaltskerze, die Fläche im Hintergrund aber sei verschwommen und schaffe Neugierde auf einen vollkommen abstrakten Raum, in dem es kein Fenster und keinen Tisch gebe. Die Kerze wachse daher geradezu aus dem Nichts in den Bildraum, sie bleibe dadurch im Abstrakten. Erst die Flamme darüber mache die Kerze dinglich und gegenständlich, so „als gehe einem ein Licht auf“.



Selbst nach einem Jahrhundert elektrischen Lichts ist und bleibt die Kerze als Thema in der Kunst aktuell“, betonte Helmut Friedel und verwies darauf, dass die Ausstellung Werke von weiteren 37 Künstlern zeigt, die sich auf unterschiedlichste Weise mit dem Thema befassen. Der Rahmen reicht von Karin Kneffel, Markus Lüpertz, Georg Baselitz und Jörg Immendorf über Jeff Koons und Thomas Ruff bis hin zu einer spektakulären Kerzen-Video-Installation von Nam June Paik im Untergeschoss, die das Personal des Museum auf Trab halten wird, weil man die Projektoren dem Rhythmus des Herunterbrennens einer echten Kerze alle 15 Minuten anpassen muss.




Kerzen-Szenen aus 20 Filmen runden das Thema ab, wobei Helmut Friedel keinen Zweifel daran ließ, dass dieser Teil der Ausstellung aufgrund der Einholung der verschiedenen Lizenzen einer der zeit- und kräfteraubendsten war.



Die Ausstellung ist bis zum 29. Januar 2017 zu sehen. Ein umfangreiches Begleitprogramm zum Beispiel mit einem Architekturdialog, Musik im Museum und einer Lesung über Flucht und Vertreibung runden das Thema ab. Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag und an allen Feiertagen (außer Heiligabend und Silvester) von 10 bis 18 Uhr, Eintritt 13 Euro.
Webseite der Ausstellung => KLICK