Donnerstag, 9. November 2017

Ogboh - 2


Emeka Ogbohs Sicht auf deutsche Dinge
Schwarzbier zum "Song of the Germans"

Die staatliche Kunsthalle Baden-Baden ist ja immer für eine Überraschung gut, und so können Sie auch diesmal wieder gespannt sein! 



Morgen um 19 Uhr wird die neue Ausstellung des international tätigen Künstlers Emeka Ogboh aus Nigeria "If found please return to Lagos" eröffnet, und diese Ausstellung wird wirklich alle Sinne ansprechen: 

Es gibt etwas zu hören...

Den Auftakt der großen Baden-Badener Schau bildet jene Arbeit, die Emeka Ogboh erstmals 2015 in Venedig präsentierte: Im großen Oberlichtsaal ertönt aus zehn Lautsprechern „The Song of the Germans“, das Deutschlandlied. Die Zeilen werden nicht wie gewohnt in deutscher Sprache, sondern in Douala, Igbo, Ewondo und weiteren afrikanischen Sprachen gesungen, den jeweiligen Muttersprachen der Sänger und Sängerinnen des Berliner Chors „Bona Deus“.




Es gibt etwas zu bestaunen 

(z. B. Dirndl aus mit typisch afrikanischen Mustern bedruckten Stoffen)...



Es gibt etwas zu essen... 

ja, zu essen! Nicht nur theoretisch wie in diesem Raum hier, in dem symbolisch die Speisen der attraktivsten Einwanderungsländer thematisiert werden...


oder als ungewöhnlich bunter "Eintopf"...



sondern auch ganz real während der Eröffnung! Es wird diverse authentische Kostproben aus den afrikanischen Küchen geben.

Es gibt etwas zum Erinnern...

Auch gegen das Vergessen wird angetrunken... Hier ein nachgestelltes Foto, das daran erinnert, dass bereits zur Wende zum 20. Jahrhundert eine schwarze Musikertruppe in deutschen Kostümen Schuhplattler  aufführte und damit einen Riesenerfolg hatte. An diese "schwarze Geschichte Europas", wie Kunsthallenchef Johan Holten dies beim Presserundgang vor der offziellen Ausstellungseröffnung bezeichnete, wolle der nigerianische Künstler ganz besonders erinnern, und deshalb wurde dieses Foto mit vielen, die in Baden-Baden geboren wurden oder schon länger hier leben, im Weinkeller der ältesten Gastwirtschaft Baden-Badens, dem Baldreit, nachgestellt. 



Überhaupt setzt sich Emeka Ogboh in seinen Werken intensiv mit dem Thema Immigration auseinander: In welcher Position finden sich afrikanische Auswanderer im gegenwärtigen Deutschland und in Europa wieder? Um diese zentrale Frage kreist auch die Baden-Badener Ausstellung, wie es in der offiziellen Pressemitteilung heißt.

Ogboh greift dabei nicht nur auf eigene Erfahrungen – gesammelt zwischen Städten wie Lagos und Berlin – zurück, sondern bezieht auch Anwohner und Anwohnerinnen aus der Kurstadt mit in seine Werke ein. Gemeinsam mit ihnen hat der Künstler in den vergangenen Wochen eine eigene visuelle Marke entwickelt. So entsteht das Bild einer kosmopolitischen Gesellschaft, die selbstbewusst mit Wurzeln, Einflüssen und Zwischenräumen umgeht. 

Und dies zeigt sich nicht nur in farbenprächtigen Bildern... 







... sondern auch in einem im Baden-Badener Casino gedrehten Werbefilm...








... für ein eigens für Baden-Baden mit echt Baden-Badener Quellwasser gebrautes Schwarzbier "Sufferhead Original", in dem Ogboh den Geschmack und die Gewürze Afrikas, die die Einwanderer in der neuen Heimat am meisten vermissen, zusammen mit einem lokalen Bierbrauer eingefangen hat. 

Und es gibt etwas zu trinken

Hierzu befragte der Künstler Männer und Frauen mit afrikanischem Hintergrund nach ihren spezifischen Geschmackserlebnissen. Wie schmeckt Baden-Baden und welche Geschmäcker fehlen? Aus diesen geschmacklichen Erfahrungen entwickelt Ogboh sein Rezept für das dunkle Bier und stößt damit eine kritische Befragung von Begriffen wie Identität und Nationalität an.





Die Baden-Badener Version von „Sufferhead Original“ wird begleitet von einem mehrminütigen Werbespot, den Emeka Ogboh in den prächtigen Sälen des Casinos gedreht hat. Seine Darsteller sind Menschen mit afrikanischem Hintergrund und Wohnsitz in der Kurstadt und Umgebung. Sie verkörpern in dem Spot eine elegante Abendgesellschaft, in der sich - wie in dem zusammengemixten Bier - eine Art gesellschaftliche Mischform widerspiegelt. Denn die Realität ist nun mal, dass alle Teilnehmer in einer Gesellschaft leben, in der das Weiß-Sein immer noch als Norm gilt.



Dem Bier wird ein extra Raum der Kunsthalle gewidmet...

 



Auch in einem gelben Raum, (den der Künstler besonder liebt, wie er einem Pressevertreter am Rande der Führung verriet), dreht sich alles um die Verschmelzung von Nord und Süd, von Berlin bis Lagos... Wie der Künstler dies umgesetzt hat? Nun...




 ... sehen Sie selbst!

Kuratorin Luisa Heese jedenfalls kann mit Fug und Recht stolz auf die von ihr organisierte Ausstellung sein! Der staatlichen Kunsthalle ist es mal wieder gelungen, die Zuschauer zu überraschen! 




Mit "If Found Please Return to Lagos" zeigt die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden die erste große institutionelle Einzelausstellung des nigerianischen Künstlers Emeka Ogboh. 


 
Der 1977 in Enugu, Nigeria, geborene Ogboh erregt seit seiner DAAD-Einladung 2014 nach Berlin international Aufmerksamkeit. Er war Teilnehmer der Biennale in Venedig (2015), erhielt für sein Werk „Continental Entrée“ den renommierten Kunstpreis der Böttcherstraße in Bremen (2016) und war 2017 mit der documenta 14 in Athen und Kassel sowie Skulptur Projekte Münster auf zwei der wichtigsten Plattformen für zeitgenössische Kunst vertreten. 
Emeka Ogboh ist der diesjährige Brenners Artist in Residence.

 

 

Die Ausstellung ist bis 4. Februar 2018 geöffnet.  

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, an allen Feiertagen geöffnet, außer am 24. und 31. Dezember.

Eintritt 7 Euro, Freitag freier Eintritt.

Es wird eine Audiotour (auf Deutsch) angeboten.

Außerdem gibt es einen Katalog (25 Euro, oder zusammen mit einer eigens gepressten Vinyl-Schallplatte 75 Euro)

Hier geht es zur Webseite der staatlichen Kunsthalle => KLICK